Amazon beherrscht Deutschland – rund 53% des E-Commerce gehören dem Onlineriesen

Amazon hat eine Bilanz veröffentlicht, die mit Zahlen verdeutlicht, was viele Händler schon seit langem befürchten: Amazon hat eine dominierende Marktmacht in Deutschland. Anhand der vorliegenden Zahlen rechnet Jochen G. Fuchs auf t3n vor, dass Amazon bereits mehr als die Hälfte des deutschen E-Commerce kontrolliert, Tendenz steigend. Hierbei müssen sowohl die eigenen Umsätze Amazons als auch die Umsätze von Dritthändlern berücksichtigt werden.

Amazons Gewinne aus Retail und Marketplace

Während in Berlin noch händeringend nach einer neuen Regierung gesucht wird, steht im Bereich E-Commerce bereits fest, wer Deutschland beherrscht: Amazon. Das legen zumindest die Zahlen nahe, die der Onlineriese in einer aktuellen Bilanz veröffentlicht hat. Demzufolge hat Amazon 2017 einen Handelsumsatz von 160 Milliarden US-Dollar erzielt. Über sein gesamtes Handelsvolumen schweigt sich der Konzern allerdings aus. Dieses setzt sich nämlich sowohl aus den eigenen Umsätzen (Retail) als auch den Händlerumsätzen auf der Amazon-Handelsplattform (Marketplace) zusammen. Diese beiden Posten müssen von den Versandeinnahmen bereinigt werden, um ein möglichst exaktes Bild von Amazons Marktmacht in Deutschland zu gewinnen.

BeRechnungen zum Marktanteil von Amazon

Aktuell liegen noch keine exakten Zahlen zu den Amazon-Gewinnen von 2017 vor. Die beiden großen deutschen Handelsverbände Handelsverband Deutschland (HDE) und der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel schätzen das Marktvolumen des Onlineriesen zwar auf 48,7 beziehungsweise 58,5 Milliarden Euro, doch ihre jährlichen Studien zum Thema wurden noch nicht veröffentlicht. Deswegen hat sich t3n bei seiner Hochrechnung auf die Zahlen früherer Jahre gestützt und versucht, die Entwicklung, die der Konzern seither genommen hat, zu berücksichtigen.

In der Amazon-Billanz steht der Posten „Seller Services“, der mit 31,88 Milliarden US-Dollar beziffert wird. Hierbei handelt es sich um einen Wert, der sowohl die Händlerprovisionen als auch den Fulfillment-Dienst FBA umfasst, wobei letzterer für die Hochrechnung aus dem Ergebnis herausgerechnet werden muss. Im letzten Jahr lagen die Versandkosteneinnahmen bei 9 Milliarden US-Dollar, was bei einem Wachstum von 31 % etwa 11,8 Milliarden US-Dollar für dieses Jahr entspräche. Laut Amazon werden 50 % der Waren von den Händlern selbst verschickt, sodass diese auch die Hälfte der Versandkosten – also 5,9 Milliarden US-Dollar – zu tragen haben. Somit verbleiben etwa 26 Milliarden US-Dollar an Händlerprovision.

Die Händlergebühren sind bei Amazon von der jeweiligen Kategorie abhängig, in der die Produkte verkauft werden. Sie kann sowohl 9 % als auch 15 % betragen, Für diese Berechnung wird von 15 % ausgegangen, da dieser Wert in den meisten Kategorien anzutreffen ist. Das ergibt bei vorsichtiger Schätzung einen Wert von 173 Milliarden US-Dollar. Zusammen mit den von Amazon angegebenen 160 Milliarden US-Dollar Handelsumsatz ergibt sich so ein Wert von 333,4 Milliarden US-Dollar.

Die Marktmacht von Amazon in Deutschland ist erschreckend

Der Umsatz in Deutschland liegt laut Amazon bei 16,95 Milliarden US-Dollar, also etwa 15 Milliarden Euro. Das ist allerdings lediglich der Retail-Wert von Amazon. Hierzu kommen noch ergänzend die Marketplace-Umsätze. Im Zusammenspiel mit den Schätzungen der beiden großen deutschen Handelsverbände (siehe oben) ergibt sich somit ein Handelsumsatz von 26 %-31 %. Hierzu kommt noch der Umsatz der Drittanbieter, der laut obiger Rechnung etwa 173 Milliarden US-Dollar beträgt. Wenn derselbe Maßstab für Deutschland gilt, ergibt sich hieraus ein Gesamtanteil am deutschen Markt von 31,2 Milliarden Euro, was etwa 53 %-64 % Marktanteil in Deutschland bedeuten würde. Amazon könnte also kaum mächtiger sein.

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